Erlebnisse und Kuriositäten aus der neuen Welt!

Tuesday, February 07, 2006

Vorladung zum General District Court

Oje, werdet Ihr jetzt denken, hat's der Hoppe endlich geschafft und Aufgabe 23 erfüllt. Naja, noch nicht ganz, aber Ihr seht, ich gebe mein Bestes. Jedenfalls hatte ich mal wieder Kontakt mit der hiesigen Polizei. Nur leider konnte ich mich diesmal nicht so glimpflich aus der Affäre ziehen. Aber immer schön der Reihe nach. Wir schreiben Dienstag, Sternzeit 7. Februar, ca. 15 Uhr. Ich bin auf dem Sprung zum Flughafen nach Washington DC, eine Dienstreise in den schönen "dry county" Cullman liegt vor mir. Gerade noch rechtzeitig merke ich, dass ich den Reisepass in meiner Bude habe liegen lassen. Aber die liegt ja fast auf'm Weg. Trotzdem wurde die Zeit langsam knapp... Also wird eben mal mit 80 bis 90 Meilen pro Stunde über die Schnellstraße gedonnert, wo nur 55 erlaubt sind. Der Zeitmangel wird damit ziemlich erfolgreich bekämpft, wandelt sich dann aber schnell in Benzinknappheit. Mist... ich fahre also runter vom Interstate, finde auch gleich ne Tanke und lege nen Formel-1-mäßigen Boxenstopp hin. Als das Ende der Boxengasse habe ich die erstbeste Kreuzung auserkoren, um nen rasanten U-Turn hinzulegen. Dass 'ne gekonnte Wendung dort nicht erlaubt war, wurde mir dann etwa eine Meile später von ner Polizistin verklickert, die gemäß ihrer Aussage wohl schon genau diese eine Meile mit Blaulicht hinter mir hergefahren ist... hihihi, peinlich, hab ich gar nicht gesehen! In dem Falle hat mir dann leider auch die Ausrede (die gar keine war), dass ich mich auf dem Weg zum Flughafen verfahren habe, nichts gebracht.
Die junge Frau schreibt mir dann also ein Ticket aus und teilt mir meine Rechte mit - die da wären:
  1. ich gehe aufs Gericht am 22. März 2006 um 10 Uhr
  2. ich bezahle 56 Dollar.
Um mich nicht der Willkür der amerikanischen Behörden auszusetzen und dann vielleicht im zarten Alter von 30 auf dem elektrischen Stuhl zu landen, werde ich mich wohl für Option 2 entscheiden.
Mit reichlich Benzin im Tank wird nun aber langsam wieder die Zeit knapp. Daher darf die Polizisten-Schnitte gleich noch ihrer gesellschaftlichen Rolle als Freund und Helfer gerecht werden und mir helfen, den besten Weg zu finden.

Sunday, February 05, 2006

"Jan in der Kirche" oder "Superbowl XL"

Die meisten von Euch kennen mich ja als überzeugten Atheisten. Von daher werdet Ihr jetzt wahrscheinlich die Welt nicht mehr verstehen. Aber es hat alles seinen Grund... ich kann das erklären und es ist auch wirklich nicht so wie Ihr denkt:-)!
Kurz nachdem ich im August hier angekommen war und nach Gesellschaft an einem Sonntag Nachmittag gesucht habe, hatte mir nen Kollege angeboten, dass ich ihn gern in die Kirche begleiten kann. Habe ich in dem Moment dann aber dankend abgelehnt, aufgrund der eingangs geschilderten Weltanschauung. Bereits damals sagte er mir jedoch, dass das doch etwas anders ist als nen normaler Gottesdienst. War es dann auch. Die Kirche war ein moderner Bau, einen Altar gab es nicht, vielmehr deutete das Kirchenschiff auf nen normalen Konzertsaal hin, vor einem lag eine große Bühne. Im dem Saal befanden sich dann auch noch 5 Großbildleinwände. Auf der Bühne stand schon eine Band - kein Chor - bereit, die dann ein wenig Popmusik dargeboten haben. Die Texte natürlich kirchlich angehaucht. Auf den Leinwänden wurden dann die Texte eingeblendet und das geneigte Auditorium war gebeten, mitzusingen. Nach einer halben Stunde nicht so schlechter Musik kam dann ein Typ auf die Bühne... Mitte bis Ende 30, Jeans, Sportschuhe, Longsleeve und darüber nen T-Shirt. Das war der Priester, wie sich aufgrund seiner Rede dann herausstellte. Seine Predigt selber war insofern beeindruckend, da man den Eindruck hatte, man hockt in einer Werbeverkaufsveranstaltung. Mit Hilfe einiger Verse aus der Bibel wurde mit medialer Unterstützung auf der Großbildleinwand versucht, den Gästen zu verklickern, dass man sich Gott hingeben solle und er dann schon einen sogenannten "Gameplan" - also einen bestimmten Lebensablauf - für jedes seiner Schäfchen bereithält. Von der Argumentation und Präsentation her exzellent aufgebaut, war das Ganze offensichtlich auf die Zuhörerschaft zwischen 20 und 40 ausgelegt. Konzeptionell ziemlich gut, muss ich mal zugeben, sehr beeindruckend und interessant mitzuerleben... auch für jemanden wie mich.
OK... jetzt fehlt nur noch die Erklärung, warum ich mir das angetan habe. Nein, ich bin nicht verzweifelt, brauche keinen seelischen Beistand, hatte auch nichts zu beichten, mir geht es gut, ich bin gesund, plane nicht zu heiraten und hatte auch sonst keine der üblichen Gründe, in die Kirche gehen. Es war einfach so:
Auf der Suche nach einer geeigneten Location, um sich dem amerikanischen Sportereignis des Jahres 2006 - dem Superbowl XL - hinzugeben, habe ich mich von Freunden überreden lassen, sie in die Kirche zu begleiten. Geködert wurde ich mit der Aussicht auf unzählige Großbildleinwände und nen kaltes Buffet. Allerdings haben Sie mir auch offenbart, dass es bei diesem Event definitiv kein Bier geben wird. Damit konnte ich leben, bin wohl eher der Versuchung des Buffets erlegen. In 4 oder 5 großen Gemeinschaftsräumen befanden sich die Fernsehgeräte, die Stimmung war ganz gut, das Spiel der Steelers gegen die Seahawks war grandios. Damit war dann rhetorisch die Brücke zum bereits erwähnten "Gameplan" vorhanden.
Und ganz nebenbei noch erwähnt Superbowl XL steht nicht für X-tra Large, sonder ist die römische Ziffer für 40.