Erlebnisse und Kuriositäten aus der neuen Welt!

Sunday, February 05, 2006

"Jan in der Kirche" oder "Superbowl XL"

Die meisten von Euch kennen mich ja als überzeugten Atheisten. Von daher werdet Ihr jetzt wahrscheinlich die Welt nicht mehr verstehen. Aber es hat alles seinen Grund... ich kann das erklären und es ist auch wirklich nicht so wie Ihr denkt:-)!
Kurz nachdem ich im August hier angekommen war und nach Gesellschaft an einem Sonntag Nachmittag gesucht habe, hatte mir nen Kollege angeboten, dass ich ihn gern in die Kirche begleiten kann. Habe ich in dem Moment dann aber dankend abgelehnt, aufgrund der eingangs geschilderten Weltanschauung. Bereits damals sagte er mir jedoch, dass das doch etwas anders ist als nen normaler Gottesdienst. War es dann auch. Die Kirche war ein moderner Bau, einen Altar gab es nicht, vielmehr deutete das Kirchenschiff auf nen normalen Konzertsaal hin, vor einem lag eine große Bühne. Im dem Saal befanden sich dann auch noch 5 Großbildleinwände. Auf der Bühne stand schon eine Band - kein Chor - bereit, die dann ein wenig Popmusik dargeboten haben. Die Texte natürlich kirchlich angehaucht. Auf den Leinwänden wurden dann die Texte eingeblendet und das geneigte Auditorium war gebeten, mitzusingen. Nach einer halben Stunde nicht so schlechter Musik kam dann ein Typ auf die Bühne... Mitte bis Ende 30, Jeans, Sportschuhe, Longsleeve und darüber nen T-Shirt. Das war der Priester, wie sich aufgrund seiner Rede dann herausstellte. Seine Predigt selber war insofern beeindruckend, da man den Eindruck hatte, man hockt in einer Werbeverkaufsveranstaltung. Mit Hilfe einiger Verse aus der Bibel wurde mit medialer Unterstützung auf der Großbildleinwand versucht, den Gästen zu verklickern, dass man sich Gott hingeben solle und er dann schon einen sogenannten "Gameplan" - also einen bestimmten Lebensablauf - für jedes seiner Schäfchen bereithält. Von der Argumentation und Präsentation her exzellent aufgebaut, war das Ganze offensichtlich auf die Zuhörerschaft zwischen 20 und 40 ausgelegt. Konzeptionell ziemlich gut, muss ich mal zugeben, sehr beeindruckend und interessant mitzuerleben... auch für jemanden wie mich.
OK... jetzt fehlt nur noch die Erklärung, warum ich mir das angetan habe. Nein, ich bin nicht verzweifelt, brauche keinen seelischen Beistand, hatte auch nichts zu beichten, mir geht es gut, ich bin gesund, plane nicht zu heiraten und hatte auch sonst keine der üblichen Gründe, in die Kirche gehen. Es war einfach so:
Auf der Suche nach einer geeigneten Location, um sich dem amerikanischen Sportereignis des Jahres 2006 - dem Superbowl XL - hinzugeben, habe ich mich von Freunden überreden lassen, sie in die Kirche zu begleiten. Geködert wurde ich mit der Aussicht auf unzählige Großbildleinwände und nen kaltes Buffet. Allerdings haben Sie mir auch offenbart, dass es bei diesem Event definitiv kein Bier geben wird. Damit konnte ich leben, bin wohl eher der Versuchung des Buffets erlegen. In 4 oder 5 großen Gemeinschaftsräumen befanden sich die Fernsehgeräte, die Stimmung war ganz gut, das Spiel der Steelers gegen die Seahawks war grandios. Damit war dann rhetorisch die Brücke zum bereits erwähnten "Gameplan" vorhanden.
Und ganz nebenbei noch erwähnt Superbowl XL steht nicht für X-tra Large, sonder ist die römische Ziffer für 40.

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